BÖP

Qualitätssicherung bei Verfahren

Qualitätsprobleme in der Praxis

Obwohl inzwischen auf breiter Basis Qualitätsstandards für Verfahren gefordert werden, fehlen häufig entsprechende Informationen darüber, welche Verfahren Qualitätsstandards erfüllen, und welche nicht. Bei all jenen, die solche Verfahrensentscheidungen treffen und nicht über spezifische Kenntnisse verfügen, führt dies aber zu Unsicherheit und Ratlosigkeit. Denn es kann nicht vorausgesetzt werden, dass alle Akteure fachlich dazu in der Lage sind, ein Verfahren nach seiner wissenschaftlichen Qualität zu bewerten. Daher resultieren aufgrund fehlender Transparenz unterschiedliche Qualitätsprobleme:

  • Viele unzureichend konstruierte oder unzureichend untersuchte Verfahren im Einsatz: Es werden mittlerweile unterschiedlichste Verfahren angeboten, deren Machart sich nicht an den Standards der Testtheorie und Testkonstruktion orientiert und die entsprechend wenig fundierte Ergebnissicherheit gewährleisten. Zugleich entsteht damit die Situation, dass wissenschaftlich fundierte Instrumente mit simplifizierten Fragebögen verglichen werden bzw. Unternehmen und Organisationen häufig von testdiagnostisch versierten Psycholog/innen verlangen, solche wenig fundierte Erhebungsverfahren einzusetzen.
  • Do it yourself-Instrumente: Viele Akteure im Feld der Ermittlung und Beurteilung psychischer Belastung wissen nicht, dass es für die Konstruktion von psychologischen Mess- und Diagnoseverfahren fachliche Anforderungen und Standards gibt. Sehr häufig werden daher Fragebögen und Checklisten entworfen und eingesetzt, die lediglich mit „Hausverstand“ und ohne entsprechende Methodenkenntnis zusammengestellt wurden.
  • Unsachgemäße Verwendung standardisierter und geprüfter Verfahren: Außerdem kommt es oft vor, dass die abgesicherte Messgüte eines qualitätsgesicherten Verfahrens durch Veränderungen am Verfahren oder seiner Anwendung beeinträchtigt bzw. aufgehoben wird (z.B. Fragen umformulieren, Fragen dazu fügen oder streichen, das Verfahren anders verwenden als vorgegeben wie z.B. ein Gruppenverfahren als Screening-Instrument einsetzen).

Das führt zu zwei grundlegenden Qualitätsproblemen:

  1. Unsichere Messergebnisse und Maßnahmenableitung: Die Verwendung von ungeprüften Verfahren bzw. die unsachgemäße Nutzung von standardisierten Instrumenten erzeugt Qualitätsprobleme und unzuverlässigen Diagnosen. Messverfahren ohne wissenschaftliche Basis und ohne fachkundigen Einsatz können kritische Belastungsausprägungen angeben, wo diese real nicht vorhanden wären und umgekehrt werden damit kritische Bereiche nicht erkannt. Diese beiden Fehlerarten führen letztlich dazu, dass Handlungsbedarf am falschen Platz und zu den falschen Themen entstehen kann und anderswo nicht erkannt wird.
  2. Rechtsunsicherheit: In der Folge entsteht auch Rechtsunsicherheit für alle Beteiligten, wenn nicht klar ist, ob die verwendeten Verfahren überhaupt seriöse Ergebnisse liefern.

Zuständige Personen in Unternehmen, Fachkräfte für Arbeitsmedizin und Arbeitssicherheit, Betriebsräte und weitere Akteure suchen nach einer klaren Auskunft darüber, welche Verfahren für die Umsetzung der gesetzlichen Anforderungen tatsächlich die geforderte Qualität aufweisen.