Qualitätssicherung bei Verfahren
Psychologische Grundlagen
Um aus einem theoretischen Modell zur psychischen Belastung ein objektives, valides und messgenaues Messverfahren zu entwickeln, dessen Ergebnisse zuverlässige Aussagen ermöglicht, gibt die wissenschaftliche Testtheorie konkrete statistisch-mathematische Standards für die Konstruktion von solchen Verfahren vor. Die Entwicklung von Verfahren ohne Kenntnis und Einhaltung dieser Standards kann daher keine ernst zu nehmenden Ergebnisse erzeugen.
Grundlegendes Wissen über Testtheorie und Testkonstruktion, sowie die korrekte Anwendung, Auswertung und Interpretation von psychologischen Verfahren sind Bestandteil der akademischen Ausbildung aller Psycholog/inn/en. Dazu gehören Fragen wie:
- Was ist das theoretische Modell auf dem die Konstruktion des Verfahrens beruht bzw. auf welcher Basis wurden die Items generiert?
- Wie wurden die Items (Fragen) und Antwortformate entwickelt bzw. hinsichtlich ihre Tauglichkeit und Messgenauigkeit geprüft?
- Welcher Stichprobe wurde das Erhebungsinstrument im Rahmen der wissenschaftlichen Überprüfung vorgegeben (Umfang, Zusammensetzung hinsichtlich relevanter Merkmale für die Zielgruppe der Befragung)?
- Welche statistischen Analysen zur Prüfung der Reliabilität und Validität anhand welcher Methoden wurden auf Basis welcher Stichproben (Umfang, Zusammensetzung) durchgeführt?
- Ist das Verfahren geeicht bzw. normiert und wie wurden diese Normgruppen gewonnen, welchen Umfang haben sie, wie setzen sie sich zusammen?
Die Qualitätssicherung bei der Konstruktion und Verwendung von psychologisch-diagnostischen Verfahren und der Konsumentenschutz bilden seit langem ein Anliegen professioneller Verbände und Institutionen. Aus den Aktivitäten der vergangenen Jahre entstanden unterschiedliche Aktivitäten und Qualitätsstandards, wie beispielsweise:
- PSYNDEX-Tests: Datenbanksegment PSYNDEX-Tests ist die größte deutschsprachige Sammlung testdiagnostischer Verfahren des Leibniz-Zentrum für Psychologische Information und Dokumentation:
https://www.zpid.de/index.php?wahl=PSYNDEX&uwahl=Tests - TBS-TK: Das Testbeurteilungssystem des Diagnostik und Testkuratoriums der Föderation Deutscher Psychologenvereinigungen (BDP, DPGs) setzt mit dem Testbeurteilungssystem Standards für die Rezension von psychologisch-diagnostischen Verfahren und trägt damit zur Qualitätsverbesserung diagnostischer Verfahren und Entscheidungen bei:
http://www.zpid.de/index.php?wahl=Testkuratorium - DIN 33430: Vom Berufsverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen wurde die DIN 33430 formuliert. Sie ist die praxisorientierte Prozessnorm, die Qualitätskriterien für die Auswahl, Planung, Durchführung und Auswertung von berufsbezogenen Eignungsbeurteilungen definiert:
http://www.bdp-verband.org/bdp/politik/din.shtml - EN ISO 10075-3: In das Normenwerk und speziell für die Definition der Anforderungen an Verfahren zur Messung psychischer Belastung wurde grundlegendes Methodenwissen vor allem auch seitens der Psychologie eingebracht:
https://www.beuth.de/de/norm/din-en-iso-10075-3/72978935 - European Test User Standards for test use in Work and Organizational settings
- European Certificates for Psychological Test Use in Work and Organizational settings
- EFPA-Review Model fort the description and evaluation of psychological and educational tests
Mehr Literatur, Unterlagen und Links finden Sie unter Literatur/Links https://www.psybel-expert.info/literatur-links/einstiegsliteratur-zur-arbeitsbezogenen-psychischen-belastung