BÖP

Qualitätssicherung bei Verfahren

Was ist Verfahrensqualität?

Die Inhalte und der Aufbau bis hin zur Auswertung eines wissenschaftlich-psychologisch konstruierten Verfahrens sind nicht gleichzusetzen mit den weit verbreiteten Mitarbeiterbefragungen, die in vielen Unternehmen üblich sind und häufig flexibel und ganz nach Wunsch einer Organisation gestaltet werden. Wissenschaftliche Verfahren sind standardisiert, d.h., sie garantieren nur dann Messqualität, wenn sie manualgemäß und in empirisch geprüfter Form - das bedeutet in der Regel nach vorab festgelegten Regeln - vorgegeben, ausgewertet und verwendet werden.

(Scheck & Schünemann, 2012)

Wissenschaftliche Standards: Die fachgerechte Entwicklung wissenschaftlich fundierter psychologischer Verfahren basiert auf den empirisch gewonnenen Erkenntnissen der vergangenen Jahrzehnte, die in allgemein anerkannten wissenschaftlichen Standards der Testkonstruktion resultierten. Neu konzipierte Verfahren müssen dabei nicht nur Bezug auf aktuelle Wissensgrundlagen nehmen, sondern werden nach ihrer Erstellung in mehrfacher Hinsicht praktisch erprobt. So werden unter anderem Daten auf Basis geeigneter Erprobungsstichproben mit festgelegten wissenschaftlich-mathematischen („psychometrischen“) Prozeduren auf ihre Bewährung hin untersucht. Ziel eines solchen Entwicklungsprozesses ist die Bestimmung unterschiedlicher Aspekte der Qualität (des Messwertes) jeder einzelnen Frage (Item) und jedes Themenblockes (Skala) anhand von statistischen Kennwerten genau zu bestimmen. Das Musterbild (Scheck & Schünemann, 2012) zeigt beispielsweise, wie die einzelnen Items (links) eines Fragebogens statistisch miteinander zusammenhängen und auf diese Weise Faktoren (rechts) gebildet werden (z.B. Items zu Aspekten wie Licht, Lärm und Raumklima bilden einen Faktor, der Arbeitsumgebung genannt werden könnte). Die Entwicklung eines solchen wissenschaftlich fundierten Verfahrens ist daher mit einem erheblichen zeitlichen Aufwand verbunden.

Aussagen über die Verfahrensgüte: Nur wenn ein Verfahren auf wissenschaftlich abgesicherte Weise entwickelt wurde und dazu definierte Standards eingehalten werden, sind Aussagen über die Testgüte des Verfahrens wie z.B. die Objektivität, Reliabilität und Validität (Hauptgütekriterien) sowie weitere Nebengütekriterien – wie z.B. eine Eichung (Normierung) - möglich. Werden standardisierte Verfahren verändert oder adaptiert, ist in gleicher Form die Qualität dieser Neuversion nachzuweisen und der Erprobungsprozess beginnt von vorn.